Mittwoch, 7. Januar 2009
Samthandschuhe
Kennen Sie Felix Krull? Den Hochstapler? Nein, nein, eine Romanfigur. Wie dem auch sei, der Roman hat nichts mit dem zu tun, worauf ich hinaus möchte; denn es geht um das Titelbild, genauer gesagt, um die Samthandschuhe, die dort zu sehen sind. Es handelt sich um eine schwarz-weiß Fotografie in einer Nahaufnahme von zwei männlichen Händen, die zwei Samthandschuhe halten. Die Arme sind hinter dem Rücken der Person verschränkt, genauso wie es ein erstklassiger Oberkellner es zu tun vermag, wenn er nach den Wünschen der Gäste sich erkundigt. Die beiden Händen schauen dementsprechend aus einem weißen Hemdsärmel und die wiederum aus einem schwarzen Anzug. Die Hände tragen schon einige tiefe Falten mit sich, aber scheinen dennoch noch ganz kräftig.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, sind dennnoch die Handschuhe, die Samthandschuhe, die vielleicht zu dem Felix Krull gehört, der seine Karriere als Hochstapler in seinen vollen Zügen genossen hat und zu einen meiner Vorbilder gehört. Sein Leben als Bühne und sich selbst als Hauptrolle in einem komischen Drama der Superlative, sein Können gepaart mit dem Glück des Moments für einen langen erfüllten Moment, dass er seinen Leben nannte.
Ja, Felix Krull hatte jeder Zeit sein Leben voll und ganz im seinem Griff und wusste was zu tun war. Er wusste, wie er mit Menschen zu umgehen hat, um sein Ziel zu erlangen und dabei sich selbst mit Glück zu erfüllen. Ja, Felix Krull war und ist eine Romanfigur, dennnoch ist er irgendwo eine reale Person, ein realer Mensch für mich. Seine schwäche war zu hochstapeln, seine Schwäche war die Triebkraft für das Erlangen seines Glückes. So Leben zu können, erscheint sehr gemütlich, das ist es auch sehr, es ist kein ehrliches Leben; nein, gewiss nicht, deswegen ist es natürlich sich dem zu sträuben. Es fällt schwer sich dagegen zu sträuben, sich gegen seine Schwächen zu stemmen, sie zu überwinden. Ich glaube, Felix Krull behandelte sein Leben mit Samthandschuhen, denn sie baute auf seine Schwäche auf; es war ein feines Konstrukt von künstliche erzeugten Unwahrheiten, er musste mit Gefühl und Vorsicht sein unglaubliches Gebilde behandeln und pflegen; im Roman mag das ganz gut gelingen, doch das wirkliche Leben, wie es in unseren Roman an uns vorbeizieht, darf es nicht mit Samthandschuhen behandeln, man muss sie ablegen, das Leben in die Hand nehmen, die Moment ergreifen. Es ist das Leben, ja, sie kann beschädigt werden, doch mit Samthandschuhen, lassen sich Dingen, Gegebenheiten nicht zu Recht biegen. Also lege die Samthandschuhe endlich nieder!
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